Blog

Cannabinoide bei Demenz: Hoffnungsträger oder Hype?

8. August 2025


Eine große Diskussion um den Einsatz von Cannabis bei Demenz ist entfacht – während Cannabispräparate bereits zur Linderung von Symptomen wie Unruhe oder Appetitlosigkeit eingesetzt werden, tauchte nun die Frage auf: Könnten sie auch den Krankheitsverlauf der Betroffenen positiv beeinflussen?

Die bekanntesten Cannabis-Inhaltsstoffe, THC und CBD, werden in Fertig- oder Rezepturarzneimitteln verwendet. Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl von der Medizinischen Hochschule Hannover berichtet, dass THC-haltige Medikamente möglicherweise zur symptomatischen Behandlung von Demenz geeignet sind. In einer kleinen, offenen Studie in der Schweiz erhielten insgesamt 19 Patient: innen mit schwerem Demenzverlauf über bis zu 13 Monate hinweg einen standardisierten Cannabis-Extrakt mit THC und CBD. Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung von neuropsychiatrischen Problemen wie Agitation, Unruhe und Aggressivität. Ferner konnten andere Medikamente reduziert und damit sogar die tägliche Pflege erleichtert werden.

Eine 2024 veröffentlichte Studie aus Kolumbien untersuchte die Wirkung von CBD-Öl bei Demenzpatient:innen. Bei einer Tagesdosis von bis zu 111mg konnte das Öl eine Reduktion von Halluzinationen, Angst, Unruhe, Apathie und Reizbarkeit zeigen. Diese Verbesserungen blieben bis zu 24 Monate lang bestehen.

Müller-Vahl vermutet, dass CBD außerdem einen protetktiven bzw. präventiven Effekt durch seine antiinflammatorische Wirkung entfalten könnte – bisher allerdings eine reine Hypothese. Zumindest auf molekularer Ebenen konnte die Wirkweise beobachtet werden. CBD wirke dem Zelltod entgegen und setze demnach auch an der Alzheimer-Pathologie an – eine vielversprechende Entdeckung, die den Krankheitsverlauf von Betroffenen massiv beeinflussen könnte.

Ob das Öl in oral eingenommener Form wirklich auf Neuroinflammation und Alzheimer-Biomarker im Liquor einwirken kann, will Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl in ihrer eigenen Studie herausfinden. Der Plan sieht vor, ausschließlich Patient: innen mit gesicherter Alzheimer-Diagnose in die einjährige Studie aufzunehmen. Die Proband: innen bekommen täglich höchstens 800mg CBD – oder ein Placebo. Wichtig sei, den Wirkstoff hoch zu dosieren.

Aber ob und wann die Studie starten kann, ist leider noch nicht bekannt, da wichtige Fördermittel bisher fehlen. Sie wäre aber auf jeden Fall ein großer Durchbruch, denn man hofft darauf, dass das Medikament nicht nur bei Alzheimer-Demenz wirkt, sondern auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Parkinson oder Chorea Huntington.

zurĂĽck zur Ăśbersicht